NaNoWriMo-Vorbereitung - 3. Tag

Was bisher geschah ...

Monsterchen mit seinen dreckigen Zotteln sitzt auf der rechten Schulter und reibt mir jeden einzelnen, noch so kleinen Grund unter die Nase, weshalb ich den NaNo dieses Jahr nicht beenden werde. Na ja, beenden schon, nur nicht mit 50'000 Wörtern mehr auf dem Schreibkonto. Und auch nicht jeden noch so kleinen Grund, weil dann würde er gar nicht mehr aufhören.

 

3. Völlig klar: Warum 50'000 Wörter in 30 Tagen kein Stück verrückt sind

"Aber, aber", beschwichtigt Monsterlina auf der linken Schulter.

Überrascht schwenkt mein Blick zu ihr. Normalerweise meldet sich das rosa Monster mit Glitzerstaub auf seinen Haarspitzen nicht zu Wort. Sie stützt sich entspannt nach hinten ab und lässt die Beine baumeln -wie das mit den Stummelbeinchen überhaupt geht, ist mir noch ein Rätsel, aber es sieht bequem aus. Ich halte in meiner Bewegung inne - ihr erinnert euch, ich wollte mir einen Tee machen und mich vor den Fernseher pflatschen.

"Noch hat der November gar nicht begonnen. Im Moment bist du so frei, wie du nur sein kannst."

Monsterchen, der Miesepeter, grummelt von rechts, aber ich beachte ihn nicht.

Monsterlina sieht kurz zu mir hoch, lächelt. "50'000 Wörter in 30 Tagen, das ist zu schaffen. Das sind 2'000 Wörter am Tag, wenn du dir einen oder zwei Freitage gönnen magst. Grob über den Daumen gerechnet. Wie viel schreibst du in einer Stunde?"

Ich schlucke. Das ist ja das Thema. "Wenn es gut läuft, 1'000 Wörter", antworte ich kleinlaut. "Wenn nicht ..."

"Genau!" Monsterlina springt auf, sie ist Feuer und Flamme. "Genau da liegt das Problem. Du nutzt deine Schreibzeit nicht wirklich, hängst lieber irgendwo im Internet rum, anstatt dass du in die Tasten haust."

Anfangs hatte ich ja gedacht, dass sie auf meiner Seite steht, doch dafür funkelt sie mich ein bisschen zu wütend an.

"Aber ich kann doch nicht einsam im Kämmerchen ..." Ich verstumme. Selbst in meinen Gedanken hören sich meine Einwände lächerlich an. Hilfesuchend sehe ich mich nach Monsterchen um, doch der hört uns schon nicht mehr zu, sondern wandert auf meiner anderen Schulter auf und ab, vor sich hinmurmelnd.

"Du kannst aber auch nicht die ganze Zeit Networking betreiben und das Schreiben vergessen. Klar, der Selbstverlag macht Vieles schwerer, weil man nur wenige Arbeitsschritte auslagert. Aber das heisst nicht, dass du deswegen das Schreiben vernachlässigen sollst." Monsterlina spricht plötzlich ganz sanft, gar ein wenig bemutternd.

Beinahe hätte ich sarkastisch aufgelacht - bemutternd. Wenn hier jemand die Mutter von irgendjemandem war, dann war ich das. Immerhin ist Monsterlina mein Hirngespinst.

Doch bevor ich etwas sagen kann, funkelt mich das rosa Monster wieder an. "Wie viel Zeit hast du zum Schreiben?"

Wieso fragt sie mich, sie weiss doch die Antwort? "Etwa zwei Stunden pro Tag."

"Gut, gut." Sie nickt. "Das ist nämlich genau die Zeit, die du brauchst, um deine 2'000 Wörter zu schreiben."

Meine Güte, 2'000 Wörter pro Tag.

Monsterchen hat uns offenbar doch zugehört, denn er verschränkt die Arme vor der Brust. "Sie plottet ja nicht einmal richtig."

Monsterlina scheint einen Moment aus ihren Gedanken herausgerissen, dann sieht sie zu mir hoch. Wenn ich mich nicht täusche, stehen Tränen in ihren Augen. Ach herrje, das halte ich nicht aus!

Ich stehe auf, etwas genervt von meinen Monstern, aber mein Herz hüpft fröhlich. Monsterlina - oder wohl vor allem Monsterchen - hat recht: Mit der richtigen Vorbereitung könnte es klappen. Wenn ich es nicht versuche, habe ich schon verloren, bevor der NaNo überhaupt angefangen hat.

Monsterlina setzt sich kichernd hin. Sie kennt mich gut genug. "Machst du es offiziell?"

Ich schmunzle. "Muss ich wohl."

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0