· 

Schreibtipps: Angst vor dem Ende

Im Moment schreibe ich am dritten Teil meiner Schattenwanderer-Trilogie. Eigentlich bin ich im Schreibfluss und weiss, wohin die Reise meiner Protagonisten gehen soll und was sie bis zum Ende noch erleben müssen.

 

Eigentlich wäre damit alles gut. Aber wo ein Eigentlich ist, ist das Aber nicht weit. Denn: Trotz Plot und dem Ziel vor den Augen kann ich mich im Moment nur selten wirklich auf die Geschichte einlassen. Dabei habe ich bis jetzt vier Manuskripte beendet und immer war es dasselbe: Je näher das Ende rückte, desto schneller flogen meine Finger über die Tastatur.

 

Ich nenne das Stalldrang. Aber dieses Mal will er sich einfach nicht einstellen.

 

Schreibblockade?

Nachdem ich einige Tage um mein Manuskript herumgeschlichen bin, habe ich mich hingesetzt und mir überlegt, was anders ist als bei den anderen Manuskripten:

 

Zum ersten Mal habe ich einen richtigen Plot - wenn auch nur zwei Seiten lang für eine Trilogie.

 

Es ist eine Trilogie. Ich habe noch nie 300 000 Wörter mit denselben Protagonisten verbracht.

 

Die Geschichte ist etwas düster. Sie ist nicht so leicht wie meine Liebesgeschichte, die Reise bis hierhin war teilweise schon steinig.

 

Ich liebe meine Charaktere und will sie nicht gehen lassen. Diese eine Szene, die mich schon seit dem ersten Band verfolgt und den Anfang vom Ende einläutet, erwartet mich noch. Und ich will sie nicht erreichen, weil ... weil ich mich dann von Tindra, Arin und Sunyu verabschieden muss.

 

Ich glaube, die Angst vor dem Abschied hemmt mich. Auch habe ich diese Szene, für die ich so brenne, ein wenig aus meinen Gedanken gestrichen, damit sie für mich dann, wenn ich sie schreibe, nicht schon blass und ausgelaugt ist. Ich will nur die Idee, das Feuer dahinter in meinem ganzen Körper spüren und nicht daran denken, was für eine ausgelutschte Szene das ist.

 

Schreibblockade!

Also, das nenne ich eine ausgewachsene Schreibblockade. Ich habe mich bei einer längeren Autofahrt dann in die Protagonisten hineinversetzt, habe mir ausgemalt, was diese Szene ausmacht, habe erfahren, was in den Köpfen und Herzen meiner Protagonisten vor sich geht.

 

Und meine Güte, was habe ich geheult. Im Auto! Nur, weil ich daran dachte, wie X das tat und Y darauf reagierte.

 

Jetzt will ich die Szene schreiben - auch wenn sie den Abschied mit sich zieht. Ich will da hin und meine Protagonisten dann gehen lassen, wenn sie bereit dafür sind.

 

Meine Lösung

In diesem Fall hat es mir extrem geholfen, das Feuer für meine Geschichte, vor allem für das Ende, neu zu entfachen. Und weil beim Schattenwanderer sich vieles um das Feuer dreht, passt das auch. ;-)

 

Um zu schreiben, brauche ich Leidenschaft, Feuer. Ich will - muss - mitfiebern, mitleiden, mich mit meinen Protagonisten freuen. Ich muss in der Geschichte aufgehen, muss eintauchen.

 

Und ich muss mich nicht vor dem Ende fürchten. Irgendwann kommt für jeden der Abschied.

 

Oder wie Sunyu es zu sagen pflegt: "Wenn du durch die Hölle gehst, geh einfach immer weiter. Irgendwann hat auch die Hölle ein Ende."

Kommentar schreiben

Kommentare: 0