· 

Kekskrümel auf meinem Schoss

Das heisst, Monsterchen frisst ... Entschuldigung, isst wieder seine heissgeliebten, staubtrockenen Keksdinger. Ich rolle mit den Augen und wende mich dem Laptop zu. Die Finger verharren auf den Tasten, tippen aber kein Wort.

Monsterlina rutscht unruhig hin und her. Wie so oft, hat sie es sich auf meiner Schulter bequem gemacht. "Wieso beginnst du nicht endlich? In ein paar Wochen ist Abgabetermin."

Ich schlucke. Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, landet eine weitere Ladung Kekskrümel auf meinen Jeans und Monsterchen holt tief Luft. "Ach, du weisst doch, sie geht immer den Weg des geringsten Widerstands." Es hört sich ein wenig abfällig an, sodass ich ihm einen bösen Blick zuwerfe. Es erstaunt mich nicht, dass das blaue Anti-Motivationsmonster davon keinen blassen Schimmer hat.

Oder er ignoriert mich bewusst.

Monsterlina springt auf. "Natürlich nicht!", fiept sie. Mein Ohr klingelt, so hoch ist ihre Stimme. "Sie will das Beste für ihre Geschichte."

"Ach, hört doch auf", murmele ich dazwischen. Aber recht haben sie, ich sollte endlich mit der Überarbeitung starten.

Wahrscheinlich hat Monsterchen mich nicht gehört. Oder er ist einfach schlecht erzogen. "Hast du dir die Rückmeldungen dieser Testleserin nicht durchgelesen?", fragt er unter meinem Kinn hindurch, um Monsterlina mit seinem Krümel-Wuschel-Look einzuschüchtern.

Doch Monsterlina zeigt sich unbeeindruckt. "Das fliesst alles rein, damit ein Buch entsteht, dass allen gefällt!"

"Das gibt es doch gar nicht", entgegnen Monsterchen und ich gemeinsam. Wir werfen uns gegenseitig einen erstaunten Blick zu. Dass wir uns einig sind ... Ich blinzle, Monsterchen grummelt.

Monsterlina zieht an meinen Haaren, bis ich mich zu ihr umdrehe. Ihre Augen schwimmen schon fast in nicht geweinten Tränen. Wieso genau erfinde ich auch ein Motivationsmonster, das so nah am Wasser gebaut ist?

Monsterchen grummelt noch einmal. "Es sind wesentliche Änderungen, die sie vorgeschlagen hat. Wenn wir das alles einbauen wollen ..." Er schüttelt den Kopf, um den Zeitdruck zu verdeutlichen. Er glaubt nicht, dass wir es schaffen.

Monsterlina verschränkt die Arme vor ihrem rosa Glitzerkörper und schiebt die Unterlippe vor. "Es gibt genug Testleser, die die Geschichte gut fanden."

Ich starre auf die ersten Wörter. Mit dem typischen Rattern ... Ich seufze. 324 Seiten, 77'000 und irgendwas Wörter. Es ist nicht alle Welt. Und trotzdem. "In gewissen Punkten hat die Testleserin schon recht", gebe ich zu bedenken. Jetzt hören die beiden mir zu.

Monsterchen lacht auf. "Siehst du, ich hatte recht!"

Monsterlina sieht zu mir hoch, setzt ihren unglaublich herzerweichenden Blick auf und zupft mich an den Haaren, obwohl ich sie schon anschaue. "Aber ... es gab so viele, die es gut so fanden."

Ich lächle. "Das Ende würde sich ja nicht ändern."

Tapfer schluckt sie, sieht auf den Bildschirm. "Und die Zeit?"

Monsterchen lässt sich auf meine andere Schulter plumpsen. "Dafür wird es eine Lösung geben. Solange die Geschichte noch besser wird ..."

Ja, noch besser. Monsterchen sagt es richtig. Jede Geschichte kann verbessert werden. Auch diese. Und wenn die Testleser sie schon geliebt haben, bevor sie noch besser wurde, kann ja eigentlich nichts schiefgehen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0