Der Sinn des Schreibens

Gerade habe ich die Webseite einer Autorenkollegin entdeckt, die einen Blog führt. Sie denkt darüber nach - ist wahrscheinlich kurz davor -, das Schreiben aufzugeben. Dabei dachte ich immer, ihre Bücher verkaufen sich super. Die Rezensionen übertrumpfen sich gegenseitig. Sie ist eine, die es geschafft hat oder in Kürze schafft, dass sich das Schreiben finanziell bezahlt macht.

 

Das Problem dabei

Ich sehe nur die geschönten Facebook-Beiträge. Die paar wenigen Rezensionen, wenn auch auf verhältnismässig grossen Blogs geschrieben und veröffentlicht. Eine Weiterempfehlung, von der ich nur träumen kann, und ein wunderschönes Cover.

 

Wie es der Autorin dabei geht, sehe ich nicht. Dass sie arbeitet und am Abend noch Wäsche macht, geht dabei unter. Die Frage, die sie sich immer wieder stellt, wird nicht gehört: Lohnt es sich zu schreiben, wenn die Bücher immer wieder direkt nach der Veröffentlichung im Nirwana verschwinden?

 

Ich als Leserin sehe nur einen kleinen Teil davon. Manchmal schreibe ich mit anderen Autoren und Autorinnen, die schon nach dem dritten oder vierten Buch Gewinne erwirtschaften. Man sieht, wie andere, die "mit einem angefangen haben", einen Verlagsvertrag nach dem anderen ergattern.

 

Man wird still und stiller

Wenn die Anderen es "einfach so" schaffen, warum ich dann nicht?

 

Wozu tue ich mir das eigentlich an, wenn Andere es mit viel weniger schaffen? Einfach, indem sie ein Manuskript einreichen. Und am Ende können sie zwischen drei Verlagen wählen!

 

Glaubt mir, ich bin nicht eifersüchtig. In den letzten Monaten habe ich genug über Verlage gehört, dass ich nicht unbedingt in einem veröffentlichen muss. ;-) Ich bin zufrieden und glücklich im Selfpublishing. Wobei, zufrieden. Ich mag den Weg, dass ich so viel selbst bestimmen kann, und ein Buch kurz nach dem Lektorat erscheint. Ich mag es, dass ich vieles in der Hand habe, dass ich schreiben kann, was ich will, und kein halbes Jahr auf Antworten warten muss.

 

Doch Sichtbarkeit wäre toll. Nur ein Buch beim Verlag. Nur eines, das so richtig erfolgreich wird.

 

Doch alle dümpeln vor sich hin

Meine Bücher sind alles andere als erfolgreich, und das, obwohl ich in Lektorat, Korrektorat und Cover investiere - ganz zu schweigen von all dem Herzblut.

 

Dennoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, einfach mit dem Schreiben aufzuhören. Ich liebe es. Es gibt mir Energie, macht mich ausgeglichen. Während des Tippens ist es mir so egal, ob die Bücher geliebt werden oder nicht.

 

Denn die Hoffnung stirbt zuletzt

Es braucht nur ein Buch, das geliebt, gelesen, mir aus der Hand gerissen wird. Nur ein Erfolg, dann werden mich neue Leser entdecken. Ich weiss, dass meine Geschichten gut sind. Vielleicht treffen sie nicht jeden Geschmack, wahrscheinlich gibt es Vieles, das Leser daran aussetzen können, doch sie sind meine Geschichten.

 

Ich liebe sie, wie ich das Schreiben liebe, das Überarbeiten, das Eintauchen in fremde Welten, das Cover-Besprechen, das Lektorat, die Aufregung vor der Veröffentlichung und das Staunen, wenn es da draussen tatsächlich Leute gibt, die für meine Bücher bezahlen. Denen eine Geschichte von mir ein paar Euro wert ist.

 

Ich schreibe, weil ich das Schreiben liebe.

 

Es ist meine Leidenschaft.

 

Manchmal befiehlt mich mein Mann vor den Laptop, damit ich ein paar Zeilen tippe - "Damit du wieder erträglich wirst."

 

Schreiben ist für mich ein Ausgleich. Die Geschichten bewegen mich, ich leide mit, werde wütend, möchte meine Herzensleute am liebsten schütteln und gleichzeitig nur in den Arm nehmen und ihnen versprechen, dass alles gut wird.

 

Ich schreibe für mich und für sie. Ich brauche es einfach.

 

Wenn ich solche Geschichten lese wie von der Autorin, die ich am Anfang erwähnt habe, werde ich traurig, weil ich mir nicht vorstellen könnte, etwas so Wundervolles aufzugeben. Es tut mir so leid für die Autoren, die aufgeben, weil sie nicht mehr können und die Verkaufszahlen nicht stimmen, denn ich weiss, auch in ihnen brennen so viele Geschichten.

 

Doch bei solchen Beiträgen weiss ich dann auch, dass ich mit meinen Fragen und Unsicherheiten nicht allein bin. Es gibt viele andere, die in der Versenkung verschwinden und tolle Geschichten schreiben. Ich hoffe für uns alle, dass wir irgendwann das Licht am Ende des Tunnels sehen - ob es nun über die Verkaufszahlen geht oder wir uns das erhalten können, was uns zum Schreiben gebracht hat: Die Leidenschaft und Freude an den Geschichten.

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