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Writing Excuses Masterclass 10.3

Diese Woche war eine Gastautorin im Podcast und hat über eine spezielle Art von Horrorgeschichten gesprochen. Ich als absoluter Horrorfan - nicht -, habe da nicht allzu sehr zugehört. Es ging unter anderem auch um den Horror, wenn man eine Sache nicht benennt. ;-)

 

Deshalb auch die Aufgabe:

Nimm einen Charakter und beschreibe die Reaktion auf etwas Schrecklichem aus seiner Sicht, ohne das Ding selbst zu beschreiben.

 

Die Nebelhexe hat es mir irgendwie angetan, also versuche ich mich an einer Szene aus ihrer Sicht:

 

Ich hielt das Kristallglas unter das Blatt der knochenblassen Blattpflanze. Quälend langsam bahnte sich ein Tropfen schwarzer Flüssigkeit am Rand entlang, rollte näher zum Glas, um hineinzuperlen. Mein Elixier. Mein Lebensinhalt. Mein ...

Ein Zupfen in meiner Brust riss mich aus meinen Gedanken. Ich blinzelte verwirrt. Ein Nebelschrecken, der seine Arbeit nicht hatte verrichten können? Manchmal kam das vor. Es war kein Grund zur Sorge.

Das Ziehen wurde stärker, zerrte mich zur Seite. Ich taumelte.

Das Glas fiel mir aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Kaputt. Tot. Ein wahrer Leckerbissen, ein wunderschönes Bild, doch ich konnte mich nicht daran erfreuen. Etwas zog mich auseinander. Mein Inneres. Immer schneller floh die Kraft aus meinem Körper und liess mich allein.

Ich kämpfte gegen diesen Strom an, der Stück für Stück aus mir heraus riss und mich leerte. Mit jedem Wimpernschlag klopfte mein Herz heftiger. Ein stummer Schrei kam über meine Lippen. Ich wollte meiner Kraft nacheilen, sie willkommen heissen und behüten.

Sie gehörte mir!

Unter meinem Gewicht gaben die Beine nach. Ich schlug auf dem Boden auf. Keine Kraft mehr, mich gegen den Sog zu wehren, doch er wurde schwächer, als würde er seine Quelle verlieren. Als das Sickern stoppte, schloss ich die Augen. Zitterte. Ich rollte mich zusammen und schlang die Arme um meine Knie.

Das war kein selbsternannter Heiler, der meine Schrecken vertrieb.

Das war grösser gewesen. Hungriger. Es war nicht auf der Suche nach einem einfachen Schrecken, sondern nach mir.

Und es würde mich bekommen.

Das war eine tolle Übung! Die Idee mit der Nebelhexe gefällt mir immer mehr. Ich weiss auch nicht, warum, denn es wäre so anders als mein erster Impuls. ... Doch genau darum geht es ja, nicht wahr? Auf jeden Fall werde ich weiter Gedanken spinnen. :-D

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