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Writing Excuses Masterclass 10.18

In der 18. Folge der Writing Excuses Masterclass ging es um Weltenbau. Es ist immer wieder spannend zu hören, wie es andere Autoren machen, und es mit dem eigenen Vorgehen zu vergleichen. ;-)

 

Eine Aufgabe gab es natürlich mit dazu: Nimm dein Gee-Whiz und beschreibe es in 150 Wörtern aus zehn verschiedenen Perspektiven.

 

1500 Wörter für eine Übung ... ;-)

 

Mein Gee-Whiz

Dann legen wir also los! *Fingerknacksen*

Im Nebel wohnt eine Magie, die man nicht erklären kann. Allein seine kalten Finger strecken sich nach deinen Ängsten aus und locken sie hervor. Schau ihn dir an. Weiss, als wäre er unschuldig, doch wir alle wissen, dass er alles andere als unschuldig ist.

Er kennt deine Ängste.

Deine dunkelsten Seiten.

In dem Moment, in dem du deine Achtsamkeit fallen lässt, sickert er in dein Herz und frisst dich innerlich auf. Deine dunklen Ängste übernehmen dich, vermehren sich und sprudeln aus dir heraus, als wärst du ein fruchtbarer Ackerboden und sie die Pilze, die bei Regenwetter hervorspriessen.

Mit einem Satz sprang sie über einen Stein, umrundete den mächtigen Baum und blickte über das weite Land. Auf der Ebene lag weisser Nebel, und im Licht der aufgehenden Sonne glitzerte er richtiggehend.

Sie wusste, wie gefährlich der Nebel war. Dennoch hatte sich das Mädchen am Morgen aus dem Haus geschlichen, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Sie liebte die Ruhe des neuen Tages, wenn noch niemand auf den Beinen war, weil sie sich alle vor dem Nebel fürchteten. Dabei gab es nichts, was man zu befürchten hätte. Es waren ihre eigenen Ängste, die sie in diese Dunkelheit stürzen liessen.

Es brennt.

Das Monster ist in mir. Es frisst mich auf, nimmt mich ein, als würde es mich erfüllen wie die Freude über den ersten warmen Frühlingstag im Jahr, wenn man weiss, dass die langen Winterabende ein Ende haben. Nur dunkler und kälter.

Ich will mich wehren, doch mein Geist ist dem Eindringling bedingungslos unterworfen. Fast komme ich mir so vor wie die Frauen in den erotischen Romanen, in denen der Mann mit ihnen macht, was er will, und ihnen gefällt es einfach.

Nur mir gefällt es nicht. Ich schreie meine Angst, den Schrecken in die Welt hinaus, und weiss doch, dass ich damit das Leid vergrössere.

So schön, so rein. Wie das Weiss um die Bäume schleicht, sich einen Weg an den sonnenwarmen Baumstämmen vorbei bahnt und dabei das Licht schluckt, das der Tag noch hinterlassen hat. Echtes, pures Leben.

Der Nebel will nicht verletzen, er will keine Angst machen. Doch er verbreitet Schrecken, sagen sie.

Sie liegen so falsch. Es ist nicht sein Schrecken, den er verbreitet, sondern der, der in den Menschen wohnt. Er formt ihre Ängste und bringt sie ans Tageslicht, um weitere Schrecken zu produzieren. In dem Sinne ist der Schreck wie ein Tier: Er nimmt sich, was er braucht, um zu überleben und sich zu vermehren.

Zart dringt es ein. Ein kleiner Widerstand, nichts, das es nicht kennt. Sie sind so schwach, sie leicht zu beeinflussen. Ein bisschen Kälte, und schon wächst die Angst. Schlimmer noch als Flammen, wenn sie an trockenen Holzspänen lecken.

Es bricht den Widerstand. Es jauchzt. Seine Melodie durchdringt die Welt, haucht ihr neues Leben ein, Leben, das ohne es nicht möglich wäre.

Es ist Leben. Und es ist Angst.

Entsetzt starrte Rory auf den sich schlängelnden Nebel, der sich ihr langsam, aber bestimmt näherte, als wäre er ein Mann, der wusste, was er wollte. (Zu viele Kommas, denkt die Autorin, viel zu viele Kommas!) Sobald er bei ihr ankam, würde er sie verschlingen wie all die anderen, von denen sie gehört hatte. Er würde ihre Gedanken in Fetzen reissen, ihren Ängsten ein Gesicht geben und sie in den Wahnsinn treiben. Nicht, dass es irgendjemanden gestört hätte, doch sie störte es. Sie wollte leben.

Und sie wollte frei sein. Frei von Ängsten, Sorgen und der Gilde.

Oh Mann, so zehn kurze Texte sind wirklich nicht einfach. ;-) Am Anfang habe ich noch gedacht, dass es kein Problem wäre, aber da habe ich mich gewaltig getäuscht. Nach dem ersten Text dachte ich noch, dass alles geschrieben ist, was es zu schreiben gibt, aber es sind ja mehrere Sichtweisen verlangt, also habe ich es so gehandhabt. So habe ich es immerhin auf sechs gebracht. ;-) Auch wenn es so mehr über die Personen preisgibt als über mein Gee-Whiz. ;-)

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