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Writing Excuses Masterclass 10.17

In der Folge 10.17 der Writing Excuses Masterclass wurden Fragen zu Anfängen gestellt, wie immer eine sehr spannende und unterhaltsame Folge. ;-) Aber natürlich gab es nicht nur Fragen und Antworten, sondern auch eine Aufgabe:

 

Nimm deinen Weltenbau, schreibe deinen Anfang und schreibe insgeheim dein "Gee-Whiz" auf. Dann frage ein paar Alpha-Leser, was genau dein Gee-Whiz* ist und vergleiche es mit deiner Antwort.

 

* Frag mich nicht, was ein Gee-Whiz genau ist. Es gibt so keine Übersetzung, aber vielleicht könnte man das auch mit "das Wow" oder "das Besondere" übersetzen. ;-)

 

Mein Anfang

Einen habe ich ja schon geschrieben, der hier perfekt hinpasst. ;-)

 

Rory tauchte in die Gedankenwelt des Mädchens ein, das sich auf dem Bett wand wie eine Schlange, die gebissen worden war. Ihre von Schweiss nasse Haut glänzte, doch Rory blieb ganz ruhig.

Dunkel lagen die Gefühle des Mädchens vor ihr. Sie störten die Melodie des Nebels, der sich mit ihrem Sein verflochten hatte und ihr Schrecken bereitete. Wie einen Stachel hatte er einen Ausläufer mit ihr verbunden, als sie ihn berührt hatte. Nun zerstörten die Ängste des Mädchens das Singen des Nebels, das Rory so mochte.

Ihrem Bauch folgend, erhob sie die Stimme. Erst waren es nur einzelne Töne, die sie übertrumpfte, um das Geflecht des Nebels zu verändern. Er wehrte sich nicht, als sie ihm anbot, mit ihr in der Musik zu verschmelzen, sondern folgte gern, als würde er selbst den Schrecken nicht mögen.

Sie wuchsen zu einer Einheit zusammen, und mit ihnen das Lied, das sie angestimmt hatten. Nur zu gern ging der Nebel auf ihre Vorschläge ein und verwandelte den Schrecken in Wohlwollen. Das Leid verschwand mit den falschen Tönen aus seinem Sein. Seine Magie blieb ihm erhalten, zerfaserte nicht wie seine Gestalt im Morgengrauen.

Rory liebte das Schauspiel, wenn der Nebel mit der Sonne um die Vorherrschaft rang. Jeder wusste, dass das Licht gewinnen würde, wenn der Tag anbrach, und doch kam der Nebel jede Nacht zurück. Licht und Schatten waren eine Einheit wie das Lied und der Nebel.

Mit einem Lächeln und der Melodie auf den Lippen, öffnete Rory die Augen. Das Mädchen, das sich eben noch im Schlaf gequält hatte, lag ruhig da. Sein Atem ging regelmässig.

Rory erhob sich, schenkte dem Kind einen letzten Blick und verliess das Zimmer.

Die Eltern sassen in der kleinen Kammer mit dem Esstisch aus dunklem Holz. Die Frau schnäuzte in ein Taschentuch, der Mann legte den Arm um sie und drückte sie aufmunternd, obwohl er selbst nicht sehr glücklich wirkte.

Als die Mutter Rorys Schritte vernahm, hob sie den Blick. »Und?«

Sie nickte. »Eure Tochter ist frei vom Schrecken des Nebels. Seht einfach zu, dass er weder sie noch Euch wieder berührt. Dass er sich Seelen nimmt, ist keine Mär, sondern die traurige Wahrheit.«

Nach der Bezahlung und einer knappen Verabschiedung, verliess sie das dunkle Bauernhaus. Die Stimmung hatte ihr mehr zu schaffen gemacht als der Schrecken, der sich diesmal einfach hatte lösen lassen.

Ausserdem mochte sie den Nebel. Er summte diese Melodie, die sie selbst kannte, doch nicht wusste, woher. Jeden, den sie gewagt hatte, danach zu fragen, hatte nur verständnislos den Kopf geschüttelt.

Als sie den Hof hinter sich liess, hiess der Nebel sie willkommen. Er strich um ihre Beine, lockte sie in den Wald und drängte ein Lachen aus ihr hervor. Immer tiefer folgte sie ihm zwischen den moosbewachsenen Baumstämmen den Hügel hinauf, der sie nach Hause zu den Jägern bringen würde.

Denn sie war eine Jägerin. Keine, die sich um besessene Kinder kümmerte.

Doch bis sie in ihre Realität zurückkehrte, wollte sie dem Klang der Freiheit lauschen.

Und jetzt du!

Was ist das Besondere an dieser Welt? :-)

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