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Writing Excuses Masterclass 10.21

In den nächsten Episoden der Writing Excuses Masterclass geht es um Beschreibungen. Als Vorbereitung soll ich nun eine Szene nehmen, in der mein erstellter Weltenbau vorkommt. Diese soll ich neu schreiben und ganz neue Wörter dafür brauchen.

 

Ein Versuch

Ich habe keine Ahnung, wie ich das schreiben soll. Als Übungsszene nehme ich die von letzter Woche (bzw. die der letzten Masterclass) und füge sie hier noch einmal ein.

Droan hielt ihr eine Hand hin, ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Komm.« Er bot ihr an, mit ihr an die Brüstung zu treten und sich vom Nebel berühren zu lassen.

Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie wollte das nicht, sie wollte nicht von der dunklen Magie in dem Nebel erobert werden.

Sein Blick vertiefte sich. Es war, als würde der Stahl seiner Augen in einer Esse erwärmt, bis er warm und verlockend glühte. »Versuch es wenigstens.«

Abermals schüttelte Rory den Kopf. Mit einer fahrigen Handbewegung sandte er den Nebel von sich und drehte sich zu ihr um. Sie wich zurück, schlang die Arme eng um den Oberkörper. Wie sollte sie ihm vertrauen, ihm glauben, wenn er so mit dem Nebel spielte – oder umgekehrt?

Als er die Hand hob, um sie am Ellbogen zu berühren, zerriss ein Kreischen das diffuse Dämmerlicht und bohrte ein tiefes Loch in ihre Brust. Sie schrie auf, fiel in sich zusammen.

»Verdammt!«, rief Droan, doch sie nahm es nur am Rande wahr.

Der Schmerz, diese unmenschlichen Töne, die die Melodie verzerrten, bis sie eine ganz andere war als zuvor, stürzten ihre Gedanken in einen dunklen Sumpf. In tiefen, stinkenden Löchern blieben sie stecken, konnten sich kaum regen, sich nicht miteinander verbinden, sondern nur noch bleiben.

Rory sang. Ihr Leib, ihre Seele, alles kämpfte gegen das falsche Lied. Am ganzen Körper löste die Magie Wirbel aus, die ihre Finger in die eine, die Hand in die andere Richtung zerren wollten, und dahinter der Arm, der in einem anderen Strudel gefangen war.

Um sich selbst nicht zu verlieren, sang sie. Sie malte Wiesen aus Tönen, lichte Wälder aus einer Melodie und die Sonne in die Dunkelheit. Aus ihren Erinnerungen und den tiefsten Wünschen in ihrem Herzen zauberte sie sich einen Rückzugsort, den der Schrecken des Nebels niemals erreichen würde.

Es war ihre Insel, die keine Schlange des Festlandes je erreichen würde, ihr See, in den kein Fisch aus dem Meer gelangen konnte.

Ihre eigene Melodie vermischte sich mit dem Licht in ihrem Inneren, floss aus ihr heraus, um das von ihr fernzuhalten, was sie nicht erreichen durfte. Sie war dem Schrecken, den schrecklichen Tönen und ihrer Bedeutung nicht gewachsen. Ihr Lied war das Einzige, was sie dem entgegensetzen konnte.

Mit jedem Atemzug verlor sie sich ein Stück selbst, und doch hielt sie sich zusammen, als würde das wegbrechen, was sie nicht mehr brauchte, und ihr Innerstes freilegen. Ihre Herzschläge verlangsamten sich, wurden schwächer, je stärker die Dunkelheit drückte, bis sie unter der Last brach.

Sie verlor sich. Fiel. Und kam in einer traumlosen Schwärze an.

Und nun ein komplett neuer Versuch:

Sein ausgestreckter Arm lud sie ein, zu ihm an die Brüstung zu treten. »Komm.«

Er spinnte. Der Mann war völlig durchgeknallt. Niemand, der noch ganz bei Trost war, näherte sich dem Nebel einfach so, der in einem wilden Wirbelwind vor ihm aufstieg. Das war Wahnsinn.

Sie bewegte den Kopf von der einen Seite auf die andere, drückte sich gegen die Wand an ihrem Rücken, als könnte sie sie allein durch ihren Willen zum Einsturz bringen. Die dunkle Magie im Nebel würde ihr den Verstand rauben, so wie sie es offensichtlich bei ihm schon geschafft hatte.

»Versuch es wenigstens.« In seine Augen trat ein Feuer, als wären sie die Sonne, die den Nebel in seine Schranken wies. Doch ganz im Gegensatz zum Tageslicht liess er den Nebel nur noch heftiger tanzen.

Oder, er liess ihn tanzen? Vielleicht täuschte sie sich auch. Womöglich hatte die Magie ihn wirklich eingenommen, seinen Verstand benebelt und zu einem Diener gemacht, der nur wirkte, als könnte er für sich selbst denken.

Als er sich ihr zuwandte, grinste er breit, als würde ihm das alles Spass machen. Rory fröstelte, und sie rieb sich über die Oberarme. Kälte bahnte sich einen Weg durch ihre Haut, eroberte Glieder und ihr Herz. Angst.

Droan setzte sich in Bewegung. Im selben Moment hallte ein Schrei durch die Luft, der den Schrecken des Nebels verstärkte, erst auslöste. Es war nicht ihrer. Jemand sonst war dem Nebel zum Opfer gefallen und veränderte dessen Melodie bis zur Unkenntlichkeit.

Der Schrecken ergriff von ihr Besitz, noch bevor sie sich wehren konnte. Wie Blitze zuckte der Schmerz durch ihren Körper. Lähmte Gedanken. Frass sich seinen Weg in ihr Herz und in ihren Kopf.

Was blieb, war sie. Ihre eigene Melodie, die sie so gut unter Verschloss gehalten hatte, damit niemand sie zerstören konnte. Sie war in ihr drin und wollte in die Welt hinaus, wollte die des Nebels an der Hand nehmen, um ihr einen neuen Weg zu zeigen.

»Verdammt!«, fluchte jemand in der Ferne. Droan?

Die Dunkelheit riss an ihr, als wollte sie sie erlösen, gleichzeitig zerrte die Magie sie auf die andere Seite. Sie schien mit ihr spielen zu wollen, sie einzuladen, mit ihr neue Dinge zu erreichen, ohne dabei zu bemerken, wie viel es Rory kostete, sich selbst zu bleiben. Ihren Kern zu schützen. Sich nicht dem Wahnsinn hinzugeben, der sie angriff.

Ihr eigenes Lied strömte aus ihr heraus. Sie wollte Sonne und dachte an ihre warmen Strahlen. Versuchte sich vorzustellen, wie das Licht auf ihre Wangen traf. Mit aller Kraft hielt sie sich an dieser Vorstellung fest, liess nichts anderes in ihren Gedanken zu, auch keinen verfluchten Nebel.

Wolken zogen auf und raubten der Sonne ihre Wärme. Erst war es nur ein kurzes Flackern, doch dann wurde es zu den Vorboten eines Gewitters. Still, gefährlich senkten sich die Wolken herab, wurden zu Nebel, legten sich um sie. Hüllten sie ein.

Sie blieb liegen, bäumte sich ein letztes Mal auf, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Es wurde schwarz.

Ich muss zugeben, dass mir dieses Umschreiben nicht sehr einfach fiel. Alles konnte ich ja auch nicht, denn was Droan sagt, muss eben gesagt werden. Aber ansonsten habe ich mir wirklich Mühe gegeben, nicht einfach Sätze neu zu formulieren, sondern vielleicht auch andere Gefühle zu wecken.

 

Ist es mir gelungen? ;-)

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